2021 auf einem Blick

* Im Sinne der EU-Taxonomie-Verordnung

Dr. Jochen Linck, Dr. Felix Grawert und Dr. Christian Danninger · Vorstand der AIXTRON SE

Vorwort

Sehr geehrte Damen und Herren,

2021 war nicht nur wirtschaftlich ein großartiges Jahr für AIXTRON. Wir konnten auch im Bereich Nachhaltigkeit & ESG (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) wieder große Schritte nach vorne machen.

So berichten wir bereits für das Geschäftsjahr 2021 erstmals freiwillig über die Taxonomie-Konformität unserer Geschäftstätigkeit gemäß der neuen EU-Taxonomie-Verordnung. Dabei haben wir sehr gute Ergebnisse erzielt, was die Nachhaltigkeit unserer Geschäftstätigkeit deutlich unterstreicht. Mit Taxonomiekonformen Umsatzerlösen von EUR 243 Mio. (56,7 %) ist bereits heute der Großteil unseres Geschäfts ökologisch nachhaltig im Sinne der EU-Taxonomie.

Im unserem Kerngeschäft der Anlagentechnologien für Verbindungshalbleiter investieren wir weiter erheblich in die Forschung und Entwicklung, um unser Anlagenportfolio komplett zu erneuern und durch signifikante Differenzierung auch in Zukunft unsere starke Marktposition zu halten – und in einigen Segmenten noch weiter auszubauen. Die Betriebsausgaben (OpEx)* im Sinne der EU-Taxonomie-Verordnung entsprechen bei AIXTRON den Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Besonders erfreulich ist daher der sehr hohe Wert von EUR 43 Mio. (75,6 %) Taxonomie-konformen Betriebsausgaben (OpEx)*. Auch bei den Taxonomie-konformen Investitionsausgaben (CapEx)* konnte mit EUR 8 Mio. (39,2 %) ein hoher Wert ausgewiesen werden. Die hohen Ergebnisse bei den beiden für die zukünftige Entwicklung besonders relevanten Kennzahlen OpEx* und CapEx* dokumentieren die Zukunftsfähigkeit unserer Investitionstätigkeit sehr eindrücklich, insbesondere im Bereich Forschung und Entwicklung. Dies lässt einen weiteren Anstieg bei unseren ökologisch nachhaltigen Umsatzerlösen in den kommenden Jahren erwarten, sobald die neuen Technologien in die breite Anwendung gehen.

Bei diesen Technologien handelt es sich insbesondere um Leistungshalbleiter mit großem Bandabstand (Wide Band Gap, WBG) auf Basis von Galliumnitrid (GaN) und Siliziumcarbid (SiC) als Schlüssel für die energieeffiziente Leistungselektronik der Zukunft, um Micro LEDs für die nächste Generation an Displays, um Laserdioden für die Datenkommunikation als Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung unserer Welt und um weitere spannende Technologien im Bereich erneuerbarer Energien (z. B. Solarzellen) sowie im zukunftsträchtigen Bereich der Quantentechnologie.

All diese Technologien haben eines gemeinsam: Sie sind im Vergleich zu den aktuellen am Markt verfügbaren Technologien wesentlich energieeffizienter und tragen damit signifikant zur Senkung der Emission von Treibhausgasen bei. Neben vielen weiteren Vorteilen dieser Technologien in der jeweiligen Anwendung unterstützen sie die Bekämpfung des Klimawandels in erheblichem Maße.

Es gelingt uns auch immer besser, unsere Fortschritte im Bereich ESG nach außen sichtbar zu machen. So konnten wir im Geschäftsjahr 2021 unsere ESGRatings deutlich steigern. Unser Rating bei CDP stieg von D auf B und das Rating bei MSCI von BBB auf A.

Wir streben auch kontinuierlich danach, unsere direkt beeinflussbaren CO2-Emissionen weiter zu reduzieren. So haben wir bereits im Geschäftsjahr 2019 die Klimaneutralität erreicht. Im Geschäftsjahr 2021 konnten wir erstmals eine vollständige Klimabilanz aufstellen und können damit jetzt noch besser weitere Potentiale zur Reduktion von CO2-Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette identifizieren.

* Im Sinne der EU-Taxonomie-Verordnung

Durch die Umsetzung diverser Energie-Einsparprojekte ist es uns gelungen, den Strombedarf im Jahr 2021 um 6,7 % auf 10.883.534 kWh zu senken (2020: 11.672.526 kWh), während im gleichen Zeitraum die Umsatzerlöse um 59 % gestiegen sind. Der gesamte Energiebedarf stieg 2021 um 2,9 % leicht an. Dies liegt im Wesentlichen am erhöhten Bedarf an Erdgas und Fernwärme, der mit insgesamt 3.452.892 kWh gegenüber 2020 (2.258.854 kWh) deutlich gestiegen ist.

Wesentliche Ursache für diesen Anstieg ist, dass aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen der Frischluftanteil der gesamten Lüftungsanlagen von 10 % auf 50 % erhöht werden musste. Zusätzlich mussten aufgrund der hohen wetterbedingten Luftfeuchtigkeit im vergangenen Jahr die Heizregister zum Entfeuchten der Luft deutlich häufiger als normal betrieben werden.

Der Schlüssel für unseren Unternehmenserfolg sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre Kreativität und Problemlösungskompetenz, ihr Engagement und der außerordentliche Einsatz unserer Teams bilden die Basis des Unternehmens AIXTRON. Und das AIXTRON-Team wächst kräftig. Im Jahr 2021 kamen 90 neue Mitarbeiter dazu (2020: 95), davon 23 % weibliche Mitarbeiterinnen (2020: 24 %) und wir erwarten auch für die kommenden Jahre ein weiterhin starkes Wachstum. Wir hoffen insbesondere, dass wir in Zukunft noch mehr Frauen speziell auch für die technisch geprägten Bereiche unseres Unternehmens begeistern und gewinnen können. Unsere steigende Diversität und Internationalität spiegeln sich auch in der gestiegenen Anzahl von 42 Nationalitäten unserer Belegschaft wider (2020: 35).

Ganz besonders wichtig ist für uns auch die hohe Qualifikation unserer Mitarbeiter, weshalb wir uns zum Ziel gesetzt haben, die Lernstunden deutlich zu steigern. Dies ist uns sehr gut gelungen mit 13,3 Stunden pro Mitarbeiter im Jahr 2021 gegenüber 8,4 Stunden im Jahr 2020.

Vor dem Hintergrund des starken Wachstums legen wir großen Wert auf eine sorgsame und verantwortungsvolle Weiterentwicklung unserer starken, AIXTRON-spezifischen Unternehmenskultur. Uns ist auch unser Engagement in der Gesellschaft vor Ort wichtig. Mit unseren sozialen und gesellschaftlichen Aktivitäten unterstützen wir Initiativen und Einrichtungen, die das Leben der Menschen verbessern. So haben wir im Sommer 2021 zum Beispiel eine Spende von EUR 50.000 geleistet, um den Opfern der Flutkatastrophe in der unmittelbaren Umgebung von AIXTRON schnelle und unbürokratische Hilfe zukommen zu lassen.

Eine wirksame und effiziente Corporate Governance ist die Basis und setzt die Rahmenbedingungen für unseren finanziellen und nicht-finanziellen Erfolg. Wir verfügen bereits seit vielen Jahren über hochentwickelte Corporate-Governance-Systeme als Basis für eine gute Unternehmensführung. Zu den Details verweisen wir auf die weiteren Ausführungen in diesem Bericht bzw. in unserem Geschäftsbericht.

Im vorliegenden Nachhaltigkeitsbericht geben wir Ihnen einen Überblick über unsere Nachhaltigkeitsstrategie sowie deren konkrete Umsetzung. Wir möchten Ihnen unsere erreichten Ergebnisse vorstellen und auch aufzeigen, woran wir heute und in Zukunft arbeiten.

Der Vorstand der AIXTRON SE

Wir verweisen vor allem auf die weiterführenden Angaben u. a. zur Aufstellung und Steuerung des Unternehmens in den Kapiteln eins und zwei des aktuellen Geschäftsberichts der AIXTRON-Gruppe.

Redaktioneller Hinweis
 

Der besseren Lesbarkeit halber sprechen wir im vorliegenden Bericht durchgängig von Mitarbeitern. Damit meinen wir selbstverständlich alle Geschlechter. Gleiches gilt auch für ähnliche Begriffe wie Teilnehmer, Vertreter, etc.a

Rahmenwerk und Berichterstattung

Die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts erfolgt in Übereinstimmung mit den Sustainability Reporting Standards der Global Reporting Initiative (GRI): Option „Kern“.

Die Tabelle am Ende des Berichts gibt Aufschluss über die Zuordnung der Inhalte zu den Anforderungen des GRI-Rahmenwerks. Auf unserer AIXTRON-Internetseite finden Sie unter dem Menüpunkt „Nachhaltigkeit“ begleitende Erläuterungen zu den in diesem Bericht dargestellten Informationen und Projekten. Nach wie vor ist es unser Bestreben, unseren Interessensgruppen („Stakeholdern“) ein möglichst umfassendes Bild über unsere nichtfinanziellen Aspekte und Kennzahlen unserer Geschäftstätigkeit zu geben. Vereinzelte Kennzahlen wurden im Berichtsjahr 2021 erstmalig erfasst und in dem vorliegenden Bericht mit aufgenommen.

Sollten uns in einzelnen Fällen keine Daten aus den Vorjahren zur Verfügung stehen, ist bei diesen Kennzahlen eine Vergleichbarkeit zu früheren Jahren nicht möglich. In diesem Fall wird dies durch eine entsprechende Anmerkung kenntlich gemacht. Aus den Anforderungen des deutschen CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetzes ergibt sich für AIXTRON die Pflicht zur Veröffentlichung einer nichtfinanziellen Erklärung. Mit unserem gesonderten nichtfinanziellen Bericht erfüllen wir die Anforderungen, die sich für uns aus § 315b Abs. 1–3 HGB ergeben. Alle Textabschnitte, Tabellen und Grafiken im Nachhaltigkeitsbericht, die dem nichtfinanziellen Bericht zugeordnet sind, sind mit einem Omega-Zeichen Ω gekennzeichnet. Hierfür wurde eine „Überleitung“ der GRI-Wesentlichkeit auf HGB-Wesentlichkeit erstellt, daher sind nicht alle in diesem Bericht enthaltenen Angaben auch zwingend Bestandteil der gesonderten nichtfinanziellen Erklärung. Verweise auf Angaben des Lageberichts sind Teil der nichtfinanziellen Erklärung. Nach § 289c Abs. 3 HGB sind wir verpflichtet, Themen auf ihre „doppelte Wesentlichkeit“ zu prüfen. Die doppelte Wesentlichkeit verlangt, dass Angaben zu den nichtfinanziellen

Aspekten gemacht werden müssen, sobald zwei Kriterien erfüllt sind:

1. Die Angaben sind notwendig, um den Geschäftsverlauf, das Geschäftsergebnis und die Lage des Unternehmens zu verstehen.
2. Die Angaben ermöglichen es nachzuvollziehen, wie sich die Geschäftstätigkeit des Unternehmens auf nichtfinanzielle Aspekte auswirkt.

Wir haben die ermittelten Themen auf diese doppelte Wesentlichkeit geprüft. Die

Themen, die dieser Definition entsprechen, sind im Bericht ebenfalls durch ein Omega-Zeichen Ω gekennzeichnet. Diese Themen sind mit den jeweiligen Kapiteln in diesem Bericht verlinkt. Es wurden – im Sinne der §§ 289c Absätze 2 und 3, 315c HGB – weder bezüglich unserer eigenen Geschäftstätigkeit noch bezüglich unserer Geschäftsbeziehungen, Produkte und Dienstleistungen „wesentliche Risiken“ identifiziert, die „sehr wahrscheinlich schwerwiegende negative Auswirkungen“ haben oder haben werden.

Die in diesem Bericht gemachten nichtfinanziellen Angaben und Kennzahlen zu unseren Nachhaltigkeitsaktivitäten wurden von der Deloitte GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Düsseldorf (Deutschland) unter Anwendung der für die Nachhaltigkeitsberichterstattung einschlägigen Prüfungsstandards (ISAE 3000 Revised) einer unabhängigen Prüfung mit begrenzter Sicherheit („limited assurance“) unterzogen.

Dialog mit unseren Stakeholdern

Mit unseren Stakeholdern pflegen wir vertrauensvolle und langfristige Partnerschaften. Dabei ist uns – wie auch beim Miteinander im Unternehmen – ein partnerschaftlicher, respektvoller und konstruktiver Umgang wichtig. Wir verstehen uns als Teil dieser Gesellschaft. Aus diesem Grund engagieren wir uns für gesellschaftliche und soziale Projekte – insbesondere in der Region unseres Stammsitzes.

Wir führen unsere Geschäfte jederzeit umsichtig, verantwortungsvoll und unter Berücksichtigung der Interessen aller Stakeholder. Unser Ziel ist eine langfristige, dauerhafte und nachhaltige Zukunft für unser Unternehmen, unsere Kunden und unsere Gesellschaft. Dieses Ziel erreichen wir nur mit vereinten Kräften und durch vielfältige Partnerschaften, Kooperationen und den stetigen Dialogmit unseren Interessenvertretern.

Rainer Goeckel · Nachhaltigkeitsmanager

Im Dialog versuchen wir, die Sichtweisen unserer Stakeholder zu verstehen, Vertrauen aufzubauen und bestehende Partnerschaften zu vertiefen. Dies hilft uns zu erkennen, welche Schritte möglich und erforderlich sind und welche Schritte
von uns erwartet werden. Gleichzeitig kann das Unternehmen im Dialog darstellen, welche Handlungsspielräume es in sozialen Belangen und Umweltfragen sieht und welche Voraussetzungen bzw. Rahmenbedingungen für uns wichtig sind.

Die für AIXTRON wesentlichen Interessengruppen sind:

• Kunden
• Staat und Politik
• Mitarbeiter
• Medien
• Kapitalmarktteilnehmer
• Wissenschaft und Forschung
• Lieferanten

Die Identifizierung der wichtigsten Stakeholder sowie deren Interessen sind für einen erfolgreichen Stakeholder-Dialog entscheidend (vgl. auch im Kapitel Nachhaltige Unternehmensführung und Nachhaltigkeitsstrategie / Wesentlichkeitsanalyse).

Die Kategorisierung und Priorisierung der Interessensgruppen erfolgte anhand nachfolgender Kriterien:

• Interessen der Stakeholder
• Einflussnahme der Stakeholder
• Erwartungen der Stakeholder an AIXTRON
• Abhängigkeit der Stakeholder von AIXTRON
• Wert für AIXTRON, mit diesem Stakeholder in Kontakt zu treten

Wir reflektieren den Prozess zur Identifikation der wichtigsten Stakeholder und der relevanten Themen regelmäßig und passen diesen – wo notwendig – an.

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